Kann der Tod tanzen? Der Totentanz in der Berliner Marienkirche
Meine ältere Tochter fragte mich einmal – ich holte sie vom Sport ab und war auf diese Frage in keiner Weise vorbereitet – ob mir bewusst sei, dass sich mein zukünftiges Sterbedatum bereits jetzt jedes Jahr wiederhole. Ich war sehr erstaunt, denn darüber hatte ich noch nie nachgedacht. Aber sie hatte Recht. Dennoch kam zu dem Entschluss, vorerst entspannt den Dingen ihren Lauf lassen zu können ...
Marienkirche Berlin, Totentanz-Wandmalerei. Ausschnitt Nordwand, im Zustand der Wiederfreilegung. Heutige Situation nach Entfernen der Übermalung.
Foto: Maurizio Paul
Ist das ein Thema für Schüler?
Ja, denn geboren werden und sterben ist für uns alle ein – meist nicht vordergründiges - Thema. Seit langem entwickeln Menschen dazu auch künstlerische Motive. Im Mittelalter versprach man sich von ihnen sogar eine Schutzwirkung vor dem besonders gefürchteten plötzlichen Tod. Gefürchtet war er, weil er dem Sterbenden keine Zeit ließ für das Sterbesakrament eines Geistlichen. Das war aber sehr wichtig für ein friedvolles Abschied nehmen. Es wurde wie ein Begleitschutz für die Seele auf ihrem Weg in den Himmel angesehen. Wie ein Amulett sollte es gegen übermächtige Dämonen wirken, denen die Seele auf ihrer Reise begegnete.
Ein sehr alter Totentanz
Der Totentanz in der Turmhalle der Marienkirche entstanden bereits um 1484. Er ist in Berlin das einzige Zeugnis dieser früher weit verbreiteten Darstellung auf Friedhofsmauern und in Kirchen. Neben der Mahnung an ein gottgefälliges Leben ist seine Botschaft, dass im Tod alle Menschen gleich sind. Doch vorerst bewegt man sich streng getrennt nach geistlicher und weltlicher Hierarchie mit einem Skelett tanzend auf das Lebensende zu.
Was machen wir?
Führungen in der Marienkirche und in der Alten Nationalgalerie bringen uns dem Thema Tod und Vergänglichkeit in der Kunst nahe. Wir untersuchen das Thema Totentanz zeitgeschichtlich und in seiner heutigen Relevanz für unser alltägliches Leben. Wir werden sehen, dass Totentänze in der aktuellen Kunst sehr präsent sind.
Nina Ruzicka: Der Tod und das Mädchen. Cartoon. Teil 1. 2004/2005
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